"Little America am Perlacher Forst"
Eine eindrucksvolle Stadtteiltour von Dr. Karin Pohl
Bericht zur Stadtteilführung Little America am Perlacher Forst
Die Stadtteilführung "Little America am Perlacher Forst", organisiert vom DGB Bildungswerk Bayern, bietet einen faszinierenden Einblick in die amerikanische Präsenz in München nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Referentin, Dr. Karin Pohl, befasst sich bereits seit vielen Jahren intensiv mit dieser Thematik und hat darauf aufbauend diese Führungen entwickelt. Seit 2012 bietet sie regelmäßig Touren durch die "Ami-Siedlung" und die ehemalige McGraw-Kaserne an. Ihre Arbeit stützt sich unter anderem auf den "KulturGeschichtsPfad Obergiesing-Fasangarten" zur amerikanischen Präsenz, der erstmals 2010 erschienen ist und hier eingesehen werden kann. Diese umfassende Recherche führte zu wertvollen Kontakten mit Personen aus den USA, die einst in der Siedlung wohnten. Diese Verbindungen waren 2012 die entscheidende Voraussetzung für das Ausstellungs- und Buchprojekt "Amis in Giesing". Die Führung umfasst mehrere Stationen, die einen lebendigen Eindruck vom einstigen "Little America" vermitteln.
Tourverlauf und Stationen
Startpunkt: Lincolnstraße/Cincinnatistraße
- Das Hinweisschild „Hier wohnen über 1000 Kinder“ soll Autofahrer zu einer vorsichtigen Fahrweise ermahnen. Die 20 Miles / h unsere jetzigen 30 km / h wurden hier erfunden.
Emersonstraße 1
- Gebäudesstil, jetzt Tagungsräume von VineYard, ehemals Wienerwald:
Tegernseer Landstraße
- Infos zum Standort einer ehemaligen AFFES-Tankstelle für US-Militärangehörige. Heute Neubau der Münchner Kindl Brauerei.
Cincinnatistraße
- Veränderungen an den Gebäuden: Alte Hausnummern wurden durch Münchner Hausnummernschilder ersetzt, die Straßen wurden durch Fußwege verengt.
- Gebäudestruktur: 3er Blocks (Ehem. 3 mal 6 Wohnungen EG - 2. Stock) mit verschiedenen Wohnungsgrößen, alle vollständig möbliert für die kurzzeitigen Einsätze der Soldaten.
- Family-Life: Dachgeschosse als Indoor-Spielplätze, Speziell für Kinder gestaltet.
Leifstraße
- Family-Theatre (heute Cincinnati-Kino): Das denkmalgeschützte Gebäude, war es ein zentraler Treffpunkt mit Popcorn und Wochenschauen.
- Skate Area: Beliebter Treffpunkt für Jugendliche.
Kirche „Königin der Märtyrer“
- Nach dem Abzug der Amerikaner wurde die US-Kapelle an die russisch-orthodoxe Kirche verkauft. Die katholische Notkirche „Königin der Märtyrer“ wurde als Ersatz erbaut.
Bantingstraße
- Einfamilienhäuser mit Garagen für Führungskräfte: Informationen zum architektonischen Stil dieser Gebäude.
Pennstraße
- Zweifamilienhäuser mit Doppelcarports: Einblicke in die Wohnstrukturen.
- Sportanlagen im Wäldchen: Tennisplatz und Baseballfeld als Jugendtreffpunkte.
Flächen am jetzigen Auguste-Kent-Platz (ehemaliges Einkaufszentrum)
- Main Exchange PX am Platz der Europäischen Schule/Helene-Habermann-Gymnasium
- Ehemaliges Möbellager (jetzt Gambino Hotel und HIT-Markt)
- Das ehemalige Heizkraftwerk wurde abgerissen.
Cincinnatistraße
- das ehem. US-Krankenhaus als Ersatzbau für das durch die Amerikaner genutzte Schwabinger Krankenhaus, später Bundeswehrkrankenhaus (jetzt Deutsches Patent- und Markenamt).
Ehemaliges Schulzentrum / Mittelschule an der Cincinnatistraße 63
Das „futuristische Schulgebäude“ mit seinen durch Glasgänge verbundenen offenen Strukturen beinhaltete die
- Primary School
- Munich American High School und die
- Mensa
Diese Bildungseinrichtungen spielten eine zentrale Rolle im Leben der amerikanischen Familien in der Siedlung. Auch heute erinnern die Yearbooks der Absolventen und Symbole wie Mustang und Elefant an die Schulzeit in München.
Freizeit und Kultur
- Am Platz des ehemaligen „Little Oktoberfest" fanden regelmäßig Veranstaltungen statt, die den Austausch zwischen Amerikanern und Deutschen förderten. Sportmöglichkeiten wie Softballfelder und Hügel zum Schlittenfahren waren ebenfalls vorhanden.
Abschluss
- Die Tour endete bei der russisch-orthodoxen Kirche, einem weiteren Zeugnis des kulturellen Wandels im Viertel. Die Teilnehmer erhielten durch Zeitzeugenberichte und historische Fotos einen lebendigen Eindruck vom Leben in "Little America".
Mein Fazit:
Es war eine gelungene Veranstaltung die ich nur empfehlen kann. Ich freue mich schon auf die Folgeveranstaltungen 2025. Mit ihrer langjährigen Erfahrung und den Kontakten zu Zeitzeugen ist Dr. Pohl eine unersetzbare erstklassige Quelle.
Goody: Teilnehmer haben einen historischen Plan der Siedlung mit eingezeichneter Route erhalten!
Hintergrund und weiterführende Projekte
Seit 2012 bietet Dr. Pohl regelmäßig Führungen durch die "Ami-Siedlung" und die ehemalige McGraw-Kaserne an, unter anderem für das DGB-Bildungswerk. Interessierte können mehr Informationen in der DGB-Broschüre "Amerika in München" finden, die über die Webseite des DGB-Bildungswerks bestellbar ist.
Aktuelle und zukünftige Veranstaltungen
- Führungen zur ehemaligen McGraw-Kaserne: Die nächsten Termine sind für März 2025 geplant.
- Bildvortrag "Im Inneren der McGraw-Kaserne": Am 15.11.2024 präsentiert die Fotografin Elvira Auer (Dipl.-Sozialgeografin), die bereits bei "Amis in Giesing" mitgewirkt hat, eigene und historische Aufnahmen von der ehemaligen McGraw-Kaserne.
Neue Ausstellung "Amis in der McGraw-Kaserne"
Vom 11. bis 30. März 2025 findet die Ausstellung "Amis in der McGraw-Kaserne" auf dem historischen Areal der ehemaligen Kaserne statt. Diese Ausstellung baut auf dem erfolgreichen Projekt "Amis in Giesing" auf und wird von den Freunden Giesings e.V. unterstützt. Ein begleitendes Programm wird im Kulturzentrum Giesinger Bahnhof angeboten. Die Veranstaltung ist Teil der Reihe "Stunde Null? Wie wir wurden, was wir sind" des Kulturreferats der Landeshauptstadt München anlässlich des 80. Jahrestags des Kriegsendes. Das vollständige Veranstaltungsprogramm wird im November 2024 veröffentlicht.
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✎ ludwich 📷, OSM Mitwirkende Überarbeite Version vom 03-11-2024