"Naturschutz vor Ort"
Begehung der Siedlung am Perlacher Forst für den Bund Naturschutz und weitere geladene Gäste am 24. September 2024
Der Rundgang war eine Initiative der Arbeitsgruppe Nachverdichtung (IWAP) in Kooperation mit dem Bund Naturschutz (BN), Kreisgruppe (KG) München.
Ziel war es, alle Informationen zusammenzutragen und zu bündeln, um die Lage vor Ort realistisch einschätzen zu können, weitere Schritte in Richtung Baum- und Grünflächenerhalt, Minimierung der geplanten Versiegelung und zum Erhalt der Frischluftschneise zwischen Landkreis und Stadt München zu unternehmen.
Teilnehmende Personen:
Bund Naturschutz:
- Christian Hierneis, 1. Vorsitzender BN, KG München
- Dorit Zimmermann, Vorstand BN, KG München, AK Baumschutz
- Manfred Siering, Vorstand BN, KG München, AK Baumschutz, Vogelexperte
- Dorothée Reinfelder, BN, KG München, AK Baumschutz
- Bernhard Weintritt, BN, Baumschutzbeauftragter
- Maximilian Mühlbauer, BN, Stadtentwicklung, zuständig für Stellungnahmen
weitere geladene Gäste:
- Dirk Höpner, Stadtrat, München Liste
- Andreas Dorsch, Bürgerinitiative Gartenstadt Harlaching
- Martin Klimesch, Rechtsanwalt
- Grete Umscheid, Architektin
- Christopher Stark, Architekt
IWAP Vorstände:
- Alois Schwarzhuber, 1. Vorsitzender
- Manuela Freiseis, 2. Vorsitzende
AG Nachverdichtung (IWAP):
- Martina Koch, Organisation der Veranstaltung
- Michael Schöne, Gründer AG Nachverdichtung, Routenplanung/Sichtbarmachung der Quader im Gelände
- Brigitte Alkins, Erstellen des Baumkatasters und der Give-Away-Mappen
- Michael Laue, Leiter des AWO-Föhrenparks, zuständig für die Räumlichkeiten als Treffpunkt, Unterstützung der AG-Nachverdichtung
Zusammenfassung in 6 Punkten:
1. Die Veranstaltung begann um ca. 9 Uhr morgens im Aufenthaltsraum des AWO Föhrenparks. Nach der Begrüßung der Gäste stellte Martina Koch die anwesenden Mitglieder der AG Nachverdichtung und die Vorstände der IWAP als Ansprechpartner für Fragen vor und gab eine Erläuterung der auf einem Bildschirm gezeigten Pläne für den Rundgang. Hier waren auch die von BIMA und Stadt geplanten Quader und die dafür nötigen Abrisse der Bestandsbauten, sowie die Flächen, die dafür gerodet werden sollen, sichtbar gemacht.
2. Danach kam eine Zusammenfassung dessen, was die BIMA laut Aufstellungsbeschluss vor hat:
- Bau von 5-6 Quadern à 6 Geschossen.
- Flächenversiegelung von mindestens 5.000m² Fläche pro Quader, also 25-30.000m² Fläche gesamt.
- Rodung der gesamten dort befindlichen Vegetation für den Bau von Tiefgaragen.
- Sukzessiver Abriss aller Bestandsbauten und Neubau auf dem Fußabdruck der alten Gebäude, jedoch breiter und ebenfalls mit 6 Geschossen.
3. Dem wurde gegenüber gestellt, was die IWAP und die Bewohner der Siedlung wollen:
- Nachverdichtung im Bestand, die klima-, natur- und CO₂-verträglich ist.
- Erhalt aller geschützten Landschaftsbestandteile.
- Keine Abrisse für Neubauten.
- Keine Versiegelung riesiger Flächen.
- Keine großflächige Abholzung alter Baumbestände.
- Zeitgemäße Nachverdichtung mit dem Erhalt freier Flächen nach dem Schwammstadtprinzip für Starkregenereignisse.
- Erkennen der Bedeutung des Gebietes als dringend benötigte Frischluftschneise und Kaltluftentstehungsgebiet für die Stadt München.
- Freiflächen für das friedliche und sozialverträgliche Zusammenleben von Menschen aller Altersgruppen, aller Nationalitäten, jeder Herkunft.
4. Danach ging es ins Gelände. Die Gäste zeigten sich äußerst beeindruckt vom Umfang der geplanten Abrisse und Versiegelungen, welche auf den zuvor gezeigten Plänen noch relativ harmlos aussahen. Jetzt, im Gelände, visualisiert durch rot-weiße Absperrbänder für die zu rodenden und zu versiegelnden Flächen, und mit Luftballons in ca. 20 m Höhe für die Dimensionen der Quader nach oben, war es für viele der Gäste kaum zu glauben, dass in der heutigen Zeit ein solches zerstörerisches Vorhaben überhaupt noch geplant und ernsthaft in die Realität umgesetzt werden soll.
5. Nach dem ca. 2-stündigen Rundgang über zumeist unbefestigte Fußwege durch die vielen geschützten Landschaftsbestandteile, vorbei an den vielen alten Bäumen, kamen wir zu einer Schlussrunde noch einmal in den Räumen des AWO-Föhrenparks zusammen. In den zahlreichen Feedbacks wurde sehr deutlich, dass ausnahmslos alle Beteiligten, einschließlich der beiden Architekten, das Vorhaben der BIMA und der Stadt für total überdimensioniert und völlig unpassend halten.
Hier ein paar ausgesuchte Aussagen als Beispiele:
- Die Architekten meinten, dass die geplanten Quader völlig überdimensioniert und für den Charakter der Siedlung unpassend seien. Sie halten die Aufgabenstellung für falsch und meinen, das übergeordnete Ziel müsse es sein, die Natur zu erhalten.
- Herr Hierneis meinte ihm "blute das Herz", wenn er sehe was hier alles an Natur geopfert werden solle. Er sagte seine Unterstützung zu und will sich auf politischer Ebene für den Naturerhalt in der Ami-Siedlung einsetzen. Aus seiner Sicht kann man Aufstocken, aber nicht neu versiegeln.
- Herr Höpner weist darauf hin, wie wichtig es ist, zügig zu handeln und fordert als Politiker eine gut durchdachte Strategie und erklärt sich bereit zu Gesprächen in die Siedlung zu kommen.
- Herr Stark will die Belange der Amisiedlung als Projekt in den Arbeitskreis Planen, Bauen, Wohnen der Grünen einbringen, um den Bewohnern Gehör im Stadtrat zu verschaffen.
- Herr Mühlbauer hebt hervor, dass ein sehr großer Bestand an geschützten Landschaftsbestandteilen die Siedlung durchzieht. Er weist darauf hin, dass selbst bei einer sensiblen Nachverdichtung Bäume gefällt werden müssten. Was dann gegebenenfalls zu einer Umplanung führen müsste.
- Herr Schwarzhuber bekräftigt noch einmal alle Aussagen und hebt hervor, dass die Menschen hier in der Siedlung, gleich welchen Alters, welcher Nationalität, welcher Herkunft - friedlich zusammenleben. Er sieht das zu einem großen Teil auch in den hier vorhandenen Freiflächen/Freiräumen begründet und meint, dass das ein Musterbeispiel für München sei.
6. FAZIT und gemeinsame Ziele der beteiligten Personen:
- Keine Neuversiegelung.
- Wenn Nachverdichtung, dann auf bereits versiegelten Flächen.
- Maximaler Baum- und Grünerhalt inklusive aller geschützten Landschaftsbestandteile.
- Grünflächen teilweise "ungestaltet" und ungenutzt lassen.
Und zum Schluss ein schöner Satz von Herrn Hierneis:
"Nicht alles muss von Menschenhand gestaltet werden. Das macht auch den Charme der Siedlung aus."
Danksagung:
Unser herzlicher Dank gilt allen, die zur Realisierung der Veranstaltung ihre Zeit, ihre Ideen und ihre Tatkraft mit eingebracht haben!
Und wir sagen Danke an die IWAP für ihre Unterstützung durch die Übernahme entstandener Kosten. Wir können uns in der jetzigen Situation (Nachverdichtung) glücklich schätzen, dass es die IWAP als Verein gibt, auf dessen Grundlage wir aufbauen - und solche Veranstaltungen stattfinden lassen können!
✎ Martina Koch freigabe 13. Okt 2024
⌨ ludwich Stand: 17. Okt 2024